DIAGNOSE KREBS: KOSTEN UM FAST 300 PROZENT GESTIEGEN

Krebs stellt die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Er ist damit eine der größten Herausforderungen für das österreichische Gesundheitssystem.

Zwar ist die Zahl der Todesfälle durch Krebs bei Männern und Frauen im Zeitraum von 1985 bis 2020 rückläufig, dafür aber steigen die Kosten für Behandlungsmethoden und Diagnostik massiv. Und auch die absolute Zahl der Neuerkrankungen ist seit 1985 gestiegen, wie die Gesundheitsökonomen Markus Kraus und Thomas Czypionka am Dienstag mit Ergebnissen einer IHS-Studie zeigten.

Knapp 300 Prozent Steigerung

Die Kosten im gesamten Gesundheitssystem lagen von 2000 bis 2020 über dem Wachstum der Gesamtwirtschaft. Die Gesundheitsausgaben sind dabei um 40 Prozent gestiegen, das Bruttoinlandsprodukt um lediglich 20 Prozent. „Das bedeutet, dass die Kosten im Krankenhaus deutlich stärker steigen als das Bruttoinlandsprodukt“, erklärte Kraus.

Darüber hinaus steigen die Kosten in der onkologischen Versorgung laut dem Gesundheitsökonomen viel stärker als im allgemeinen Gesundheitssystem. Noch gravierender sind die Kosten seit 2010: Nach der Studie sind sie sogar um knapp 300 Prozent gestiegen – in der Gesundheitsversorgung insgesamt sind es „nur“ 57 Prozent. Warum die Kosten deutlich stärker im Steigen begriffen sind und wie gegengesteuert werden kann, sollte untersucht werden. „Es gibt eine Vielzahl an Faktoren, die dazu führen, dass es immer mehr Behandlungen und Diagnosen im Bereich der Onkologie gibt“, so Thomas Czypionka.

Auf der einen Seite sei das die immer älter werdende Bevölkerung, gleichzeitig lebe diese aber auch gesünder im Alter. Das bedeute konkret für die Onkologie, dass belastendere Therapien bei älteren Personen angewendet werden können. Zudem seien die neu entwickelten Therapien oft weniger beanspruchend, kommen also heute für Patienten infrage, bei denen man früher „keine Therapie mehr gemacht hätte“.

Krebs oft nicht vollständig geheilt

Auch der technologische Fortschritt wirkt sich auf die Kosten aus. „Es gibt wahnsinnige viele Innovationen in relativ kurzer Zeit“, sagte Czypionka. Etwa eine bessere Kenntnis der Genetik. Die onkologischen Therapien seien oft teurer, aber dafür auch wirksamer und senkten dadurch die Sterblichkeit. „Krebs wird dadurch aber oft nicht vollständig geheilt, sondern die Menschen werden dann chronisch krank“, so Czypionka. Sie benötigten also nach wie vor Behandlungen und benötigten weiter über Jahre hinweg Nachsorgeuntersuchungen, die das Leistungsvolumen in den Spitälern erhöhten. Auch kämen laut Studie verbesserte Vorsorge und Innovationen in der Früherkennung und Diagnostik hinzu.

Trotz der großen Errungenschaften in der Onkologie müsse laut IHS-Experten „dynamischen Kostenentwicklungen“ entgegengewirkt werden. Eine Anpassung der Versorgung sei notwendig, so die beiden Experten. So sollen etwa eine verstärkte Krebszentrenbildung forciert, gleichzeitig eine abgestufte Versorgung etabliert werden: Die Diagnostik und Therapieerstellung erfolgen im Krebszentrum, die Therapie und Nachsorge im niedergelassenen Bereich. Um die Versorgung aufrechtzuerhalten, sollen E-Health-Anwendungen künftig zum Einsatz kommen, die freie Kapazitäten in den Spitälern schaffen sollen, indem dann eine Verlagerung in den häuslichen Bereich stattfindet.

2023-05-23T15:25:11Z dg43tfdfdgfd